Offener Brief gegen die bundesweite Einführung von AnKER – Zentren nach bayerischem Vorbild

Alveno Regensburg, BI Asyl, Campus Asyl, Helferkreis Weinweg und der Refugee Law Clinic Regensburg und die Initiative Regensburg: Ausbildung statt Abschiebung haben gemeinsam einen offenen Brief (PDF) gegen die Einführung von AnKER-Zentren an Parlamentsabgeordnete und zuständige Behörden von Stadt /Landkreis Regensburg bzw. Oberpfalz verfasst:

Was in Bayern nicht gut ist, wird im Bund nicht besser
Offener Brief gegen die bundesweite Einführung von AnKER-Zentren nach bayerischem Vorbild

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor knapp einem Jahr eröffnete in Regensburg das „Transitzentrum“ für Geflüchtete mit sogenannter „geringer Bleibeperspektive“. Im neuen Koalitionsvertrag kündigt die Bundesregierung die deutschlandweite Einrichtung von Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückführungszentren, kurz AnKER-Zentren, an. Die Führung des Bundesministeriums des Innern durch die CSU weckt die Befürchtung, dass das bayerische Modell der Transitzentren zur Vorlage für den Bund werden soll. Als Vereine und Organisationen vor Ort, die mit Geflüchteten zusammenarbeiten und diese unterstützen, haben wir in den vergangenen Monaten festgestellt, dass das Konzept Transitzentrum desaströs ist. Die bundesweite Einführung von AnKER-Zentren muss daher unbedingt verhindert werden.

Mit der Einrichtung von Transitzentren verfolgt die bayerische Staatsregierung das Ziel beschleunigter Asylverfahren und schnellerer Abschiebungen. Zu diesem Preis werden rechtsstaatliche und humanitäre Prinzipien missachtet. Anstelle eines kurzen Aufenthalts im Transitzentrum beobachten wir, dass die meisten Bewohnerinnen und Bewohner seit vielen Monaten dort festsitzen. Wurde bisher nach maximal sechs Monaten in einer Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) eine Umverteilung in Gemeinschaftsunterkünfte vollzogen, so ist es nun konzeptionell bedingt, dass Menschen auf unbestimmte Zeit unter schwierigsten Umständen leben müssen.

An den Bedingungen vor Ort kritisieren wir konkret: die Bewohnerinnen und Bewohner werden gezielt sozial isoliert. In einer mit Stacheldraht umzäunten ehemaligen Kaserne leben in Regensburg ca. 450 Geflüchtete zwangsweise abgeschottet, mit der Konsequenz, ihre Rechte nicht wahrnehmen zu können. Kinder und Jugendliche werden entgegen der Praxis in den EAEs, in denen sie nach drei Monaten eine Regelschule besuchen können, auf dem Gelände in Lagerschulen unterrichtet. Dies erschwert ihr Lernen massiv. Umverteilungsanträge hin zu Ehepartnern und minderjährigen Kindern werden stark erschwert. Das verstärkte Sachleistungsprinzip reduziert zunehmend die Selbstbestimmung. Es ergehen fehlerbehaftete Asylbescheide in Folge überstürzter Verfahren, über die im weiteren Verlauf überlastete Gerichte entscheiden müssen.

Grundsätzlich verhindert die zeitlich unbegrenzte Unterbringung in zentralen und abgeschotteten Unterkünften Begegnung und Austausch zwischen Geflüchteten und der Bevölkerung. Kurz: sie verhindert gelingende Integration und spaltet die Gesellschaft. Wir betrachten diese langfristige soziale Isolation als entwürdigend und als Missachtung der Menschenrechte. Die Unterbringung im Transitzentrum schürt ab dem ersten Tag Angst und Hoffnungslosigkeit bei den Bewohnern. In der Folge beobachten wir eine Zunahme von Depression und Aggression, die sich unmittelbar auf das Konfliktpotential innerhalb der Unterkunft auswirkt.

Durch die Einführung von Transitzentren unterscheidet der Staat künstlich zwischen Geflüchteten erster und zweiter Klasse. Noch vor der eigentlichen Entscheidung über ihren Asylantrag wird ihnen eine Perspektivlosigkeit auferlegt, die unmissverständlich klar machen soll, dass sie nicht erwünscht sind. Jene, die trotz der vermeintlich „geringen Bleibeperspektive“ einen Schutzstatus erhalten, erfahren somit den schlechtmöglichsten Start in Deutschland. Einem erfolgreichen Integrationsprozess werden damit von Beginn an wertvolle Chancen genommen.

Nicht zu rechtfertigen ist, dass all dies von der bayerischen Staatsregierung ohne echte Notwendigkeit billigend in Kauf genommen, wenn nicht sogar gezielt angestrebt wird. Es wird staatlicherseits ein Ausnahmezustand suggeriert, der eine solche Unterbringungsform rechtfertigen soll. Die tatsächlich aber sinkenden Ankunftszahlen von Geflüchteten, welcher einer Verlagerung der Thematik an die EU-Außengrenzen geschuldet sind, widerlegen dies klar. Gleichzeitig gäbe es daneben ausreichend Plätze in bewährten, dezentralen Unterkünften.

Wir fordern: Transitzentren müssen abgeschafft werden und dürfen keinesfalls zur Blaupause für bundesweite AnKER-Zentren werden.

Wir schließen diesen Brief in der Hoffnung, dass andere Vereine, Organisationen und Beratungsstellen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ebenfalls ihre Stimme erheben und sich unserer Forderung anschließen.

Kundgebung: STOP IT! Gegen rechte Hetze – für eine offene Gesellschaft

Die Initiative Regensburg: Ausbildung statt Abschiebung ruft zur Teilnahme an der Kundgebung auf und wird selbst daran teilnehmen.


+++SAMSTAG 24.03.18 11 UHR DOMPLATZ WESTPORTAL+++

Am 24. März will die AfD gegen den Bau einer Moschee im Stadtosten von Regensburg demonstrieren. Während sich die rassistische Hetze der immer offener extrem rechten Partei in den letzten Jahren maßgeblich gegen Geflüchtete gerichtet hat, rücken damit wieder MuslimInnen in den Fokus.

Neu ist dieser kulturreligiös verklausulierte Rassismus nicht. Kampagnen gegen Moscheebauten, Minarette oder ‚das Kopftuch‘ gehören seit knapp zwei Jahrzehnten fest zum Repertoire der extremen Rechten. ‚Die Muslime‘ oder ‚der Islam‘ dienen dabei als Projektionsflächen und werden mit allerlei Gefahren verknüpft: Terrorismus, ‚Islamisierung‘ und ‚Überfremdung‘. In jüngerer Zeit werden zudem zunehmend Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen, Homosexuelle und Jüdinnen und Juden instrumentalisiert, um Ängste zu schüren und damit Zustimmung für das eigene Programm zu erlangen.

Ob nun Geflüchtete oder MuslimInnen das Ziel sind, es geht der extremen Rechten um rassistische Ausgrenzung. Tatsächliche oder vermeintliche soziale und kulturelle Unterschiede zwischen ‚den Deutschen‘ und ‚den Anderen‘ werden zu unveränderlichen Zuständen verklärt, es findet eine zwangsweise Homogenisierung innerhalb der sich angeblich unvereinbar gegenüberstehenden Gruppen statt und schließlich wird eine Hierarchisierung vorgenommen.

Für die extreme Rechte steht dabei die angebliche eigene Überlegenheit von vornherein fest, woraus sie für sich das Recht zur politischen, ökonomischen und kulturellen Dominanz und den Ausschluss der marginalisierten Gruppen ableitet.

Dieser Rassismus drückt sich in den verschiedensten Formen aus: In alltäglichen Diskriminierungen und Angriffen gegen tatsächliche oder vermeintliche Geflüchtete, MuslimInnen und MigrantInnen, in Brandanschlägen, Gewalttaten und Morden, in der europäischen Abschottungspolitik, der Asylgesetzgebung und Abschiebungen oder eben auch in den Wahlergebnissen der AfD, die zu einer allgemeinen Rechtsverschiebung der Politik beitragen.

Wir sagen „STOP IT! Rechter Hetze entgegentreten“. Statt Rassismus setzen wir auf Solidarität, Emanzipation und soziale Gerechtigkeit. Damit ist für uns auch klar, dass wir den Islamismus als im Kern reaktionäre politisch-soziale Bewegung ebenso ablehnen, wie das autokratische System des türkischen Präsidenten Erdogan mit seiner Verfolgung jeglicher oppositioneller Kräfte im Inneren und seiner neo-osmanischen Außenpolitik.

Während die AfD in ihrer rassistischen Agitation die Rechte von Frauen, Homosexuellen und Jüdinnen und Juden lediglich instrumentalisiert, ihr Weltbild tatsächlich diesbezüglich jedoch bedeutende inhaltliche Gemeinsamkeiten mit dem Islamismus und dem System Erdogan aufweist, gehört für uns der Kampf für Geschlechtergerechtigkeit, sexuelle Vielfalt und gegen Antisemitismus zum Alltag. Lasst uns am 24. März gemeinsam ein Zeichen gegen den Rassismus der AfD setzen!

Kommt zur Kundgebung um 11:00 Uhr auf den Domplatz (Westportal) und beteiligt euch am lauten und vielfältigen Protest.

Mahnwache am Alten Rathaus

Unter dem Motto „Keine Abschiebung nach Afghanistan“ fand am Freitag, dem 16.03.2018, 14:00-14:30 wieder eine Mahnwache am Alten Rathaus in Regensburg statt.

Weitere Mahnwachen sind geplant. Sehr gerne teilen und unterstützen wir diese Veranstaltungen und werden die Termine ankündigen!

 Mahnwache „Keine Abschiebung nach Afghanistan“

Wer sind wir?
Menschen, die in Beruf, ehrenamtlichem Engagement oder Privatleben mit Flüchtlingen zu tun haben, von diesen Menschen begeistert und vom Umgang deutscher, vor allem aber bayerischer Behörden mit ihnen entsetzt sind.

Inwiefern entsetzt?
Wir finden es ebenso unmenschlich wie unsinnig, dass

* afghanische Bäckerlehrlinge,
die von Ihrem Arbeitgeber als gut integriert und fleißig beschrieben werden, abgeschoben werden, obwohl ihr Arbeitgeber sie gerne weiter beschäftigen möchte

* afghanischen Jugendlichen gar nicht erlaubt wird, eine Ausbildung zu beginnen, obwohl viele Betriebe Interesse hätten, Afghanen zu beschäftigen

* afghanische Schüler, die von Ihren Lehrern als gut integriert und fleißig beschrieben werden, abgeschoben werden

* deutsche und bayerische Behörden im Unterschied zum Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen davon ausgehen, dass es in Afghanistan sichere Gebiete gibt, was durch aktuelle Berichte immer wieder offensichtlich widerlegt wird.

Wieso gerade Afghanen?
Weil sie momentan eine der am stärksten von unserer Ansicht nach ungerechtfertigter Abschiebung bedrohte Gruppe sind. Wir unterstützen aber natürlich auch Flüchtlinge anderer Nationen, z.B. mit einer Unterschriftenliste.

Wer kann teilnehmen?
Jeder der diese Gedanken nachvollziehen kann und ein Zeichen gegen die derzeitige Abschiebungspraxis setzen möchte. MZ und TVA waren auch schon mal vor Ort und wir hoffen, dass immer mehr Menschen unser Anliegen unterstützen und dies durch kontinuierlichen Protest sichtbar machen.

Wann findet die Mahnwache statt?
Seit dem 24. März 2017 versuchen wir, während der Schulzeit immer freitags von 14.00-14.30 Uhr vor dem Alten Rathaus Regensburg präsent zu sein.

Der letzte genehmigte Termin war der Freitag, der 1.12.2017, das war dann unsere 16. Mahnwache. Weitere Termine werden hier veröffentlicht, bald hoffentlich auch mit längerem Vorlauf.

Plattenversteigerung für die Initiative Regensburg: Ausbildung statt Abschiebung

Am Montag, dem 12.3. 21:30 kam unter dem Motto „Dig & Bid“ in der Alten Filmbühne wieder Vinyl unter den Hammer. Der Erlös ging zum wiederholten Male an unsere Initiative! Wir danken herzlich Dieter Ehness, Valentin Kordas, der Filmbühne und allen anderen Beteiligten!

True Warriors – Filmvorführung und Gespräch

Die Initiative Regensburg zeigte am 26./27.2. gemeinsam mit der Filmgalerie – Kino im Leeren Beutel, der Petry-Kelly-Stiftung und Amnesty International vier mal den Film „TRUE WARRIORS“.

Der Dokumentarfilm portraitiert eine Künstlergruppe in Kabul, Afghanistan, deren Theaterstück über Selbstmordanschläge selbst zum Ziel eines Selbstmordanschlags wird.
TRUE WARRIORS ist eine Geschichte über die Kraft der Kunst, die Stärke der Freundschaft und den unbedingten Willen, sein Land zu verändern. Zugleich aber auch eine Erzählung über die Gründe, aus denen sich so viele Afghanen seit 2014 für die Flucht nach Europa entscheiden – und über ihr Ankommen in Deutschland.

Weitere Hintergründe zum Film aus unserer Pressemeldung (PDF)

Anwesend zum Publikumsgespräch am 27.2. war die Regisseurin Ronja von Wurmb-Seibel.

Die Initiative Regensburg: Ausbildung statt Abschiebung steht zwischen und nach den je beiden Vorführungen für Gespräche zur Verfügung und möchte über ihr Anliegen informieren.

Ausserdem gab es jeweils zwischen 19:00 und 20:00 Uhr einen afghanischen Imbiss.

Wir haben uns sehr über die zahlreichen Besucher besonders am zweiten Tag gefreut. Der Film über diese bewundernswerten und mutigen Menschen hat alle sehr bewegt.

Demonstration: Don`t send Afghans back

Europeans against Afghan deportations – Afghanistan is not safe!

Im Rahmen dieses europaweiten Protest-Wochenendes in 49 Städten haben BI Asyl, Amnesty International und die Initiative Regensburg: Ausbildung statt Abschiebung am Samstag, den 17. Februar in Regensburg ein Demonstration mit Kundgebung veranstaltet um ein deutliches und lautes Signal an unsere Regierungungen zu senden!

Los gings am „Schwammerl“ im Stadtpark, wo sich schon bald um die 200 TeilnehmerInnen mit vielen selbstgemachten Bannern und Schildern einfanden.

Als Zeichen unserer Verbundenheit mit den afghanischen Flüchtlingen trugen viele einen roten Drachen – dem Symbol unseres europaweiten Bündnisses – am Revers.

Kurze Grußworte von Julia von Seiche (AsA) und Theresa Eberlein (BI Asyl)

Afghanistan ist nicht sicher!

Auch unsere Schwester Barbara von den Gerhardinger Schulschwestern war wieder mit einem tollen selbstgemachten Plakat am Start!

 

Auf diesem von afghanischen Jugendlichen gemalten Banner sieht man wie was das „Rücknahmeabkommen“ zwischen der deutschen und afghanischen Regierung für die Flüchtlinge bedeutet.

Weiter ging es durch die Maxstr. – leider hatte es angefangen, heftig zu schneien. Wir blieben tapfer aber natürlich verringerte sich dadurch das „Publikum“ welches wir erreichen wollten.

Alter Kornmarkt: „Wir schaffen das – wenn man uns lässt.“ – Gemeinsame Anstrengung führt zur erfolgreichen Integration. Doch leider entpuppen sich manche, die Integration fordern immer wieder auch zu den wahren Integrationsverhinderen.

Alter Kornmarkt: „Ja zum Flüchtlingsschutz“ fordert Amnesty International.

Domplatz: So bunt wir unsere Schilder war auch die Zusammensetzung unseres Demonstrationszuges

„Say it loud and say it clear: Refugees are welcome here“

Rathausplatz – auch der Regensburger Stadtrat hat sich gegen Abschiebungen nach Afghanistan ausgesprochen.

Immer wieder mussten wir ein bischen abbremsen – direkt vor uns lief zur gleichen Zeit ein Demonstrationszug äthiopischer Flüchtlinge und Unterstützer! Per Megaphon erklärten wir uns solidarisch – wir hoffen, sie haben uns gehört.

„Gelernt – Integriert – alles umsonst?“ fragen diese jungen Flüchtlinge.

„1 2 3 4 – alle Menschen bleiben hier“ – Wir trotzen dem widrigen Wetter und manch widerlicher Politik.

Auch Geflüchtete ergriffen immer wieder das Megaphon und das Wort. Empowerment macht Spass, auch wenn das Thema traurig ist.

Schlusskundgebung am Haidplatz – Theresa Eberlein (BI Asyl) moderiert die Redebeiträge.

Ein 18-Jähriger Geflüchteter, Schüler am Goethe-Gymnasium, hält eine zu Herzen gehende Rede im besten Deutsch. Seine neue Heimat Regensburg kann er sich nicht vorstellen wieder verlassen zu müssen:

Afghanistan […] ist ein Land, wo Terrorismus an der Tagesordnung ist. Es ist ein Land, wo die Menschenwürde keine Bedeutung hat. Ein Land, wo das Leben jede Sekunde und jede Minute im Gefahr ist. […] Ist es falsch, dass wir hier Zuflucht gefunden haben und hier bleiben wollen? […] Haben wir kein Recht, unser Leben wie ein Mensch leben zu können? […] In der Bibel steht : “Darum nimmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob“ […] In Koran steht: „O ihr Menschen, wir haben euch erschaffen […] auf dass ihr einander kennen lernen mögt. […] Allah schaut nicht auf eure Gestalten und eure Güter, sondern auf eure Herzen und Taten“. […] Als ich nach Deutschland kam, hatte ich keinen Plan, wie es weiter gehen wird. […] Aber ich habe euch gehabt, […] die [ihr] euch um uns gekümmert habt, und ihr, die uns geliebt habt und Sympathie gezeigt habt! Und ich bin aus der Tiefe meines Herzens dankbar […] Ich kann es mir kaum vorstellen, was mir passieren kann, wenn ich wieder nach Afghanistan abgeschoben werde. […] Jetzt, wo ich in eurer Gesellschaft lebe, mich integriert habe, wo ich so weit gekommen bin, soviel erfahren und gelernt habe – eine neue Hoffnung bekommen habe […] Ich habe hier meine neue Welt, will hier leben. […] Regensburg – „Da bin i dahoam“.

Text der kompletten Rede als PDF

Ein weiterer Jugendlicher aus Afghanistan spricht. Inzwischen hat unsere Anlage wegen des Schneefalls den Geist aufgegeben. Wir improvisieren mit Megaphon bis die Ersatzanlage einsatzbereit ist. An dieser Stelle ein Lob an alle Mit-OrganisatorInnen!

Pater Jeremias Borgards ist extra aus Altötting angereist. In seiner aufrüttelnden Rede ermahnt er die Parteien, christliche und soziale Werte nicht nur im Namen zu führen und spricht uns Mut zu.

Gotthold Streitberger (BI Asyl & AsA), der sich seit Jahrzehnten in Regensburg für Geflüchtete einsetzt kritisiert in deutlichen Worten die Abschiebungen nach Afghanistan aber auch in andere Kriegs- und Krisengebiete. (Link zur ganzen Rede als PDF). Er erinnert auch an den afghanischen Jugendlichen, der sich vor kurzem aus Angst vor Abschiebung das Leben genommen hat und fährt fort …

Reza war noch dabei bei der Trauer- und Gedenkwache für den afghan. Geflüchteten Taher, der sich in Abensberg in der Nacht zum 2. Januar aus lauter Verzweiflung das Leben genommen hat. Kurz darauf wurde Reza selber als angeblicher Identitätsverweigerer in Abschiebehaft genommen und am 23.1. abgeschoben. Während der Trauer um einen, der sich verzweifelt das Leben genommen hat, schieben sie den nächsten aus seinem und unserem Umfeld ab und planen weitere. Es ist unglaublich, so schrecklich, skandalös … ! Sie wollen uns die Luft zum Atmen nehmen! Die Luft , die wir zum Leben, zum Lieben, zum Lernen und zum Kämpfen brauchen. Aber wir lassen uns diese Luft nicht wegnehmen und kämpfen weiter gegen Abschiebungen und für das Recht auf Ausbildung und Arbeit . […]

Mensch ist Mensch, egal welche Hautfarbe, egal welche Nationalität, egal ob katholisch, evangelisch, muslimisch oder eine andere oder keine Religion — Wir gehören zusammen!

Julia von Seiche (Initiative Regensburg: Ausbildung statt Abschiebung) schliesst die Kundgebung. In Ihrer Hand hält sie eine Kerze, ein Zeichen der Hoffnung.

Dank an alle die da waren, augeharrt haben und sich solidarisch gezeigt haben …

… alle die organisert, gebastelt und mobilisiert haben …

… und an alle Redner und RednerInnen!

Dank auch an die FotografInnen: Esther Burkert, Herbert Baumgärtner, Natalie Bayer, Yasin Alizad und Thomas.

Presse: idowa / MZ / TVA


Hier noch der Demoaufruf:

Am Samstag, den 17.02., und Sonntag, den 18.02., werden überall in Europa Menschen gegen die Rückführungen von Flüchtlingen nach Afghanistan protestieren. Es ist unsere Aufgabe als europäische Bürger, unseren Regierungen mitzuteilen, dass wir die momentane Rückführungspolitik nicht mittragen.

AFGHANISTAN ist das zweitgefährlichste Land der Welt. Die „leichtfertigen“ Entscheidungen der Regierungen Europas, Menschen in ein Land zurück abzuschieben, das während ihrer Abwesenheit nur noch gefährlicher geworden ist, ist nicht nur eine Verletzung der Menschenrechte sondern auch ein Verbrechen allein gegen die Menschlichkeit. Es handelt sich dabei auch um einen Deal zwischen der deutschen und der afghanischen Regierung, der 2016 in Brüssel geschlossen wurde, geflüchtete Menschen wieder nach Afghanistan abzuschieben – gegen „Bezahlung“.

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani und seine Vertreter besuchen im Rahmen einer Sicherheitskonferenz an diesem Tag Deutschland und werden in München eintreffen, um mit Politikern und Verantwortlichen zu sprechen.
Dagegen wollen wir unseren PROTEST zum Ausdruck bringen!
Wir sagen, dass das Abschieben von afghanischen und anderen betroffenen Asylsuchenden sofort beendet werden muss!

Wenn Ihr mit uns zusammen etwas an dieser Situation ändern wollt, kommt zur Demonstration in REGENSBURG und sprecht aus im friedlich lauten Protest, dass es diese unmenschlichen Abschiebungen in Kriegsländer wie Afghanistan nicht geben darf!
Öffnet Eure Augen und Herzen.

Wir starten am Samstag, dem 17. Februar um 14:00 am SCHWAMMERL (Nähe Bahnhof Regensburg) und werden am Haidplatz enden. Über euer Kommen freuen sich Amnesty International Regensburg, BI Asyl und die Initiative Ausbildung statt Abschiebung.

Übersicht aller Proteste europaweit auf www.dontsendafghansback.eu

P.S.: Mehr Infos zur Situation in Afghanistan gibts in diesem Amnesty-Report: https://www.amnesty.org/en/documents/asa11/6866/2017/en/ und falls ihr euch über das EU-Abkommen mit Afghanistan schlau machen wollt, schaut mal hier rein: https://thruttig.wordpress.com/2016/10/05/eu-und-deutschland-unterzeichnen-ruckfuhrungsabkommen-mit-afghanistan/ !

// English:

Afghanistan is the second most dangerous country in the world. The European governments‘ ‚reckless‘ decisions to deport people back to a state that has only become more dangerous in their absence is both a violation of international human rights law and of sheer humanity.

We think that the deportations of Afghan asylum seekers must stop immediately. If you agree with us, come and join us on the 17th February. Bring your hearts and your voices and let’s change this together.

If you aren’t outraged, you aren’t paying attention.

See you there.

For all protests, see www.dontsendafghansback.eu.


 

Gedenk-Kundgebung für die Opfer der Anschläge in Kabul

Am 29.1. fanden sich über 200 Menschen zu einer spontanen Gedenk-Kundgebung am Regensburger Haidplatz zusammen. Die Horror-Meldungen aus Afghanistan reissen nicht ab aber die erneuten, immer schwereren und immer kürzer aufeinanderfolgenen Anschläge haben uns dazu bewegt, unsere Solidarität mit den Afghanen hier und dort mit kurzen Ansprachen und stiller Trauer zum Ausdruck zu bringen und uns gegen Abschiebungen in Kriegsgebiete stark zu machen.

Natalie Bayer (Initiative Regensburg: Ausbildung statt Abschiebung) spricht.


Der Einladungstext:

GEDENKVERANSTALTUNG MIT KUNDGEBUNG:
Trauer und Angst in Kabul, Trauer und Angst bei den Jugendlichen in Regensburg

Drei massive Anschläge erschütterten innerhalb einer Woche Afghanistan: erst auf ein großes internationales Hotel, auf die Hilfsorganisation „Save the Children“, dann am Samstag im Herzen der „allersichersten“ „grünen Zone“ von Kabul der schlimmste Anschlag.

Aber schon lange wissen alle, die es wissen wollen: Afghanistan ist nicht sicher, sondern ein Kriegsgebiet. Das bedeutet alltägliche Bedrohung des Lebens, Terror und Tod für die
Zivilbevölkerung. Trotzdem schiebt Bayern sogenannte „Identitätsverweigerer“ nach Kabul ab. Denn in Bayern gilt schon als solcher, wer nicht schnell genug einen Pass beschaffen
kann – was vielen schlichtweg nicht möglich ist, da sie nie in ihrem Leben einen hatten.

Wir sind erschüttert und traurig, dass so viele Menschen in Afghanistan sterben. Wir sind aber vor allem wütend auf die Politik der geschäftsführenden Bundesregierung und
der Bayrischen Staatsregierung, die immer noch dorthin abschiebt und damit auch Angst und Schrecken unter den hier lebenden Jugendlichen und ihren Betreuenden schürt.

Deshalb fordern wir:
− eine umgehende Neubewertung der Sicherheitslage in Afghanistan durch das Bundesaußenministerium
− ein sofortiges Ende der Abschiebungen
− Berücksichtigung der veränderten Lage bei den Entscheidungen des BAMF
− Die Abschaffung des bayrischen Konstrukts „Identitätsverweigerer“
− zeitnahe Erteilung von Ausbildungsgenehmigungen

Die Jugendlichen sollen wieder frei von Angst lernen und sich integrieren können. Die sie Betreuenden sollen nicht länger täglich um sie bangen.

Wir wollen zusammen trauern: um Bekannte, Freunde, Familienmitglieder, die Idee eines friedlichen Afghanistans.

Unterstützt die Jugendlichen und zeigt eure Solidarität!

WANN: Montag, 29. Januar, 17.30 Uhr
WO: Haidplatz/ Regensburg

Für ein Ende der Gewalt in Afghanistan – für einen sicheren Aufenthalt von geflüchteten Jugendlichen, ob aus Afghanistan, Iran, Irak, Pakistan, Somalia, der Ukraine, Aserbeidschan oder anderen Kriegs- und Krisengebieten!